Starkregen am 22.06.2023
Durch den Starkregen am 22.06.2023 war Buir sehr betroffen. Es kam leider zu zahlreichen vollgelaufenen Kellern und Problemen mit dem Kanal. In Buir kam es zu rund 80 Einsätzen der Feuerwehr. Dies ist für diese Regenmenge (um die 30 Liter während des Starkregen laut Wetterdienst, Gesamtniederschlagsmenge am 22.06.23 ca. 50 Liter), nach der Einschätzung des Ortsvorstehers Markus Frambach, außergewöhnlich. Auch die betroffenen Orte waren diesmal nicht die bekannten Problemstellen.
Aus diesem Grund hat der Ortsvorsteher bei der Verwaltung angefragt, welche Ursachen für diese Situation vorliegen, bzw. dies prüfen zu lassen.
Angeblich wurden die vielen vollgelaufenen Keller durch Probleme mit einem Rückhaltebecken verursacht. Falls es so war, ist bekannt welches Becken der Verursachen sein könnte?
Es kam auch bei einem vorherigen Starkregen im Bereich Mühlenweg bereits zu einer kleinen Überschwemmung, weil der Freischnitt des Buirer Fließ nicht rechtzeitig erfolgte.
In den Augen des Ortsvorstehers ist es sinnvoll den Grund zu kennen, um in Zukunft besser oder anders reagieren zu können. Evtl. anzupassende Wartungszeiträume oder Intervalle sollten nicht der Grund für vollgelaufene Keller sein. Auch machen sich die Bürger der neu betroffen Straßen große Sorgen und fragen, ob sie weitere Sicherungsmaßnahmen an ihren Häusern vornehmen müssen. Um hier eine konkrete Antwort geben zu können, sollten diese Informationen zur Verfügung stehen.
Markus Frambach, 26.06.2023
Ergänzende Antwort seitens der Verwaltung vom 28.07.2023
Niederschlagsdaten des Erftverbandes:
Station in Kerpen nahe der A61 (Zum Parrig) an dieser Station sind am 22.06.2023 in 6 Stunden knapp 30 mm Niederschlag gefallen, davon ca. 16 mm in 30 Minuten. Die Ergebnisse der Station in Kerpen sind fast deckungsgleich mit denen der LANUV Station Kerpen – Haus Forst, die näher bei Buir liegt. Niederschlagsdaten aus Buir liegen uns nicht vor.
Allerdings weisen die von Ihnen sowie von einigen Anliegerinnen und Anliegern übermittelten Niederschlagsdaten aus privaten Messungen darauf hin, dass das Niederschlagsereignis in Buir eine noch höhere Intensität gehabt hat.
Die öffentliche Kanalisation ist nach den anerkannten Regeln der Technik für bestimmte Niederschlagsereignisse (Bemessungsregen) ausgelegt. Wird jedoch der Bemessungsregen überschritten, kommt es in der ersten Phase zu einem Einstau der Kanalisation, der zu einem Rückstau in die Anschlussleitungen der Grundstücke führt, und je nach Intensität zu einem Überstau. Bei einem Überstau tritt das Wasser über die Schachtdeckel aus dem Kanalnetz aus bzw. zufließendes Wasser kann nicht mehr vom Kanalnetz aufgenommen werden. Aufgrund der o.g. Niederschlagsdaten ist von einer deutlichen Überschreitung des Bemessungsregens in Buir auszugehen. Um Schäden durch Rückstauereignisse an privaten Gebäuden zu verhindern, ist in § 3 Abs. 4 der Entwässerungssatzung der Kolpingstadt festgesetzt, dass Räume, in denen Rückstau auftreten kann, gegen Rückstau abgesichert sein müssen. Eine konkrete Niederschlagsmenge, bei denen ein Rückstau zu erwarten ist, kann pauschal leider nicht genannt werden. Entscheidend ist die Intensität des Ereignisses. Grundsätzlich können Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes als Anhaltspunkte für mögliche Rückstauereignisse dienen. Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürgern vor einem Rückstau können jedoch durch eine korrekt installierte Rückstausicherung beseitigt werden.
Das Phänomen des relativ schnellen Abflusses des Abwassers nach einem Rückstauereignis ist häufig zu beobachten. Leider wird dadurch manchmal der falsche Rückschluss gezogen, dass ein Schieber geöffnet worden sei, der während des Niederschlagereignisses geschlossen war. Die Intensität eines Niederschlagereignisses kann sehr abrupt abnehmen, wodurch in kurzer Zeit wieder hohe Kapazitäten im Hauptkanal freiwerden. Das in den Anschlussleitungen angestaute Abwasser kann dadurch mit hoher Geschwindigkeit in den Hauptkanal abfließen. Dadurch kann tatsächlich der Eindruck entstehen, dass ein Stopfen gezogen worden sei.
Gemäß Selbstüberwachungsverordnung Abwasser muss der Zustand der öffentlichen Kanalisation in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Die Kontrolle des gesamten städtischen Kanalnetzes in Buir wird derzeit mittels einer TV-Untersuchung und vorheriger Hochdruckreinigung durchgeführt. Um schadhafte Kanäle als Ursache für Abflussschwierigkeiten ausschließen zu können, wurde die Untersuchung der Kanäle in den stark betroffenen Straßenzügen vorgezogen. Abflusshindernisse konnten auf Basis der TV-Untersuchungen bisher nicht festgestellt werden.
Erste Antwort seitens der Verwaltung vom 21.07.2023
Der Betrieb der Regenüberlaufbecken und des Buirer Fließes liegen in der Zuständigkeit des Erftverbands. Der Erftverband hat uns zwischenzeitlich bestätigt, dass die Regenüberlaufbecken in der Ortslage Buir ordnungsgemäß in Funktion waren und die Funktion nicht durch bauliche Maßnahmen beeinträchtigt wurde.
Laut Aussage des Erftverbands ist ein Teilbereich des Buirer Fließes bereits geschnitten worden. Die verbliebenen Abschnitte dürfen erst nach dem 15. Juni geschnitten werden. Der Rückschnitt wird abschnittsweise vorgenommen. Allerdings weist der Erftverband darauf hin, dass es bei straken Niederschlagsereignissen auch in gemähten Abschnitten zu Ausuferungen kommen kann.
Der Bereich unterhalb des Mühlenweges in Buir wurde zwischenzeitlich bereits freigeschnitten. Üblicherweise legt sich langes Gras flach auf die Böschung, wenn größere Mengen an Wasser abgeführt werden. Natürlich kann es auch in Einzelfällen zu Ausuferungen kommen, dies kann aber auch bei gemähten Abschnitten passieren, wenn das Ereignis stark genug ist.
Neben der Niederschlagsmenge ist die Intensität der Niederschlagsereignisses (Liter pro Minute) von entscheidender Bedeutung. Am 22.06.2023 werden in Buir in kurzer Zeit sehr hohe Niederschlagsmengen gefallen sein. Für Niederschlagsereignisse mit einer solchen Intensität kann die Kanalisation nicht ausgelegt werden. Bei solchen Ereignissen ist ein Objektschutz durch die Eigentümerinnen und Eigentümer unerlässlich. Aus den Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürgern geht hervor, dass die meisten Schäden durch fehlende Rückstausicherungen entstanden sind. Hierzu führt das Tiefbauamt kostenlose Rückstauberatungen durch. Viele Bürgerinnen und Bürger sind diesbezüglich bereits an das Tiefbauamt herangetreten und haben Beratungstermine vereinbart.Bei einem Überstau der Kanalisation kann Wasser auch über Lichtschächte, Kellertüren etc. eindringen. In Abhängigkeit von der topgraphischen Situation auf dem jeweiligen Grundstück sollten auch diese Schwachstellen fachgerecht gesichert. Auch in diesem Bereich stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiefbauamts gerne beratend zur Seite.